Installationen

ÖKONOMISCHE EPITAPHE / Julita Wójcik / site-specific-Installation, Dauerprojekt

Der Grundgedanke für einen Urnenfriedhof, welcher 1914 (nach 16 Jahre langem Bemühen) eingerichtet wurde hatte ökonomische Beweggründe – Einführung preisgünstiger Bestattungen und das Platzsparen. Urnenbestattung ist eine ökonomische Bestattungen. So wie ökonomische Klasse im Flugzeug. Die Ökonomie bestimmte um die Wende des XIX und XX Jahrhunderts die gesamte menschliche Existenz, bis ins Grab. Die Bestattungskosten wurden dadurch auch gesenkt – indem die kostspieligen Platzkosten in den wachsenden Städten rationalisiert und so effektiv genutzt wurden. Ein Urnenfriedhof ist die ökonomische Version eines traditionellen Friedhof. Sparsam in den Mitteln und der Form. Ein solcher Friedhof ist ein Zeichen eines Glaubens daran, dass sogar nach dem Tod die Regeln der Ökonomie eine Rolle spielen.

Dieser konkrete Friedhof ist auch Zeuge dafür, was passieren kann, wenn die ökonomische Doktrin in eine Krise gerät. Dieser ist kurz vor dem Zusammensturz einer politisch-wirtschaftlichen Ordnung und dem Ausbruch des I. Weltkrieges entstanden. Kurz nach dem II. Weltkrieg, im Jahre 1945 verlor er seine Funktion, als sich eine neue wirtschaftliche Ordnung des XX. Jh. etabliert hatte.

Der Glaube an das Wissen und die Erfahrung von Ökonomen, der Glaube an die Kraft der Wirtschaft als Wissenschaft, gestützt auf mathematischen Regeln dauerte ununterbrochen bis Ende des XX. Jahrhunderts. Die heutigen Spannungen, Ängste, das Aufkommen von Populisten und längst vergessenen Nationalismen sind Ergebnis dafür, dass die Kraft der neoliberalen Wirtschaftsdoktrin ausgedient hat. Es ist eine Krise in den Ansichten, wonach die, in den Regeln der Wirtschaft vertrauten Technokraten die Einhaltung dieser Regeln und Normen hüten und somit für unsere Sicherheit sorgen werden. Die heute herrschende Krise brach 2008 aus. Dies wurde vom Guru der Weltwirtschaft Alan Greenspan, dem langjährigen Vorsitzenden der US-Notenbank bestätigt, indem er vor dem US-Kongressausschuss zugegeben hat, dass er nicht verstehe, was passiert ist, und dass er nicht wisse, warum der freie Markt zusammengebrochen sei. Es stellte auch fest, dass seine Vision, seine Ideologie – die Kraft des Marktes dem selbstständigen Handeln zu überlassen – irreführend war und nicht mehr funktioniert.

Von diesem Zeitpunkt an muss jeder Sterbliche wachsam sein. Er darf nicht mehr den erfahrenen Wirtschaftsexperten vertrauen. Er selbst muss ständig die Währungskurse analysieren und misstrauisch auf jedes Marktangebot schauen. Ständig die sozialen Regeln und die Regeln der Weltwirtschaft überwachen.

Ökonomische Epitaphe deuten auf die wachsende Unruhe, die sich aus den wiedererstehenden ökonomischen Konflikten, deren Ursache im Untergang der neoliberalen Doktrin liegt, bilden. Die Epitaphe berufen sich auf die warnende Funktion, die der Galgenberg erfühlte.

 

DAS REQUIEM FÜR DEN GALGENBERG / Emiter / konzert

Requiem war ursprünglich eine kirchenmusikalische Komposition, die man für die ruhe der Verstorbenen bestellt hatte. Mit der Zeit ist aus den Trauerwerken autonome musikalische Form, weit von der Liturgie, für die Konzertzwecke bestimmt entstanden. Diese Form wurde Personen von hoher gesellschaftlichen und materiellen Stellung gewidmet.

„Das Requiem für den Galgenberg“ wird einem Ort gewidmet. Mithilfe von verfügbaren Technologien, der Elektronik wird Musik – Echo des Ortes und dessen Geschichte entstehen, welches zugleich mit der Arbeit von Julita Wójcik „Ökonomische Epithape“ korrespondiert. Es ist eine Idee für die Schaffung einer „Umwelt – Komposition“, welche Elektronik, field recording, Arbeit an abstrakten Tönen und Stimmen verbindet – es ist Musik, die auf Töne des Ortes trifft.